Verantwortung übernehmen, erwachsen werden. Traditionen neu mit Leben füllen, Glauben feiern: In der Synagoge mit der Bar*Bat-Mizwa, in der Kirche mit der Firmung/Konfirmation. Für alle Generationen ein Fest!
Wann ist man eigentlich erwachsen? Mit 18 Jahren, wie es das bürgerliche Gesetz vorsieht? Wenn man von zu Hause auszieht und seinen eigenen Haushalt hat? Wenn man ausgelernt hat und sein eigenes Geld verdient?
Und was heißt das eigentlich: Erwachsen sein?
Es hat wohl immer damit zu tun, dass man für sich selbst Verantwortung übernimmt, eigene Entscheidungen trifft. Das passiert nicht auf einen Schlag, sondern entwickelt sich im besten Fall Schritt um Schritt. Ein paar markante Einschnitte gibt es aber schon – z.B. der Abschluss der Schulausbildung.
Mit der Konfirmation markiert die Kirche einen deutlich früheren Zeitpunkt. In der Regel werden Jugendliche mit 14 Jahren konfirmiert. Von da ab traut man ihnen zu, in eigener Verantwortung zu entscheiden, ob sie Teil der Glaubensgemeinschaft Kirche sein bzw. bleiben wollen.
In knapp zwei Jahren Konfirmandenunterricht sind sie gemeinsam auf dem Weg, ihren Fragen zu Gott und der Kirche nachzugehen und Antworten zu finden.
Im Konfirmationsgottesdienst sagen sie dann bewusst „Ja“ zum eigenen Glauben.
Sie übernehmen Verantwortung:
„Ich will mein Tun und Lassen, mein Denken, Reden und Handeln
am Willen Gottes orientieren und dem Beispiel Jesu folgen.“
Und sie empfangen den Segen Gottes und damit das Versprechen:
„Ich bin und bleibe bei dir“.
Im Judentum gibt es analog zur Konfirmation auch ein Ritual, mit dem Jugendliche als mündige Mitglieder in die Gemeinde eingeführt werden. Auch hier geht ein mehrjähriger Unterricht voraus.
Im Judentum gelten Mädchen mit 12 und Jungen mit 13 Jahren als erwachsen, das heißt, in der Lage, Verantwortung für das eigene religiöse Leben und für die Erfüllung der Gebote vor Gott und den Menschen zu übernehmen. Von diesem Zeitpunkt an werden sie als „Bar Mitzwah“ bzw. „Bat Mitzwah“, als „Sohn/Tochter der Verpflichtung“, betrachtet und sind selbst verantwortlich für das Halten der Gebote. Das Fest wird in der Regel als persönliches Fest des Einzelnen am Schabbat nach dem 12. bzw. 13. Geburtstag gefeiert. Seit dem Mittelalter begehen Jungen den Beginn dieser neuen Lebensphase mit einer Zeremonie, zu der das Rezitieren der Torah im Gottesdienst, ein Lehrvortrag und das Anlegen der Tefillin (Gebetsriemen) gehören. Für Mädchen wurde dies erst im Liberalen Judentum in den 1970er Jahren eingeführt. Im Anschluss wird der besondere Tag als Familienfest gefeiert – ganz ähnlich wie bei uns die Konfirmation.