Im November richtet sich der Blick auf den Begriff „Versöhnung“.
Juden feiern im November den Beginn des neuen Jahrs: „Rosch HaSchanah“. Mit Jom Kippur beginnt 10 Tage zuvor eine Zeit der Vorbereitung. Beide Tage gelten als Hohe Feiertage. Die Tage zwischen Jom Kippur und Roch HaSchanah werden als Zeit der Umkehr und der Buße verstanden. Der kritische Blick auf das eigene Leben, das Eingestehen von Schuld und vor allem der Weg der Versöhnung gehören dazu. Dabei ist es wichtig, nicht nur Gott um Vergebung zu bitten. Der Weg zum anderen gehört mit dazu: Um Verzeihung bitten oder Verzeihung gewähren, Schaden wieder gut machen. Erst dann kann ein Neuanfang gelingen. Und das neue Jahr kann erleichtert und freudig begrüßt werden.
Christen kennen im Kirchenjahr verschiedene Buß- und Fastenzeiten. Auch hier vor den hohen Feiertagen – vor Ostern die Passionszeit und vor Weihnachten die Adventszeit. Der Gedanke ist der gleiche wie im Judentum: das eigene Leben kritisch in den Blick nehmen und da, wo etwas nicht in Ordnung ist, für Klärung sorgen, um Vergebung bitten und vor allem: Umkehren und in Zukunft den richtigen Weg gehen. Nichts anderes meint das etwas altertümliche Wort „Buße“.
Protestanten widmen diesem Gedanken einen eigenen Tag, der uns als Feiertag verloren gegangen ist: der Buß- und Bettag. Wir feiern weiterhin Gottesdienste und versuchen, diesen Gedanken im Blick zu behalten: Dass besondere Tage uns wohltuend daran erinnern, über den Weg des eigenen Lebens, über Irrwege und über nötige Kurskorrekturen nachzudenken und dem entsprechend die Weichen neu zu stellen.
Grundsätzlich begegnet uns dieser Gedanke auch in jeder Abendmahlsfeier – mit der Bitte um Vergebung machen wir uns neu auf den Weg und werden dazu gestärkt, wenn uns mit Brot und Wein die Nähe Gottes in Jesus Christus zugesichert wird.